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Italien   -   08. Mai 2006 - 02. Juni 2006


Je südlicher, desto krimineller und liebenswerter
 
Italien, 15. Mai bis 2. Juni 2006
 
Strecke: Venedig – Rimini – Termoli - Bari

Nach diesem Pausentag in Venedig ging die Reise frisch und ausgeruht auf der Strasse weiter. Schon nach wenigen Kilometern gings aber nicht mehr weiter. Da wir ja auf einer Insel waren. So gings nun mit der Faehre weiter auf die naechste Insel. - Speziell an dieser Faehre war, dass auch die Linienbusse auf die Faehre gingen. Aber nicht nur einer, nein im Minimum waren es zwei Busse hinter einander, teils sogar drei. Sehr lustig - weil ja auch jeder Bus die gleiche Nummer hatte, die Linie 11. Wir konnten dies schoen beobachten, da wir gleich nach der ersten Faehrenfahrt eine Pause machten und die Faehre jenste Male retour kam. Aufs Festland rueber gings dann mit einem etwas kleineren Boot. Und mit dem Festland fanden wir auch den richtigen Verkehr wieder. Nun hiess die Strasse SS-309. Sehr lange haben wir es aber nicht auf dieser Strasse ausgehalten. Wir waren nun halt von der Strasse her verwoehnt und wollten nun auch weniger Verkehr. So haben wir bei einem per Glueck vorgefundenen Touristeninformationsbuero irgendwo im Juhee Infos fuer neue Wege entdeckt. Der Mann schwaermte vom Po-Delta und deckte uns ein mit Karte und Prospekt "Radwandern im Po-Delta". Wir entschieden uns fuer eine Route durchs Po-Delta - zwar um einiges laenger, aber dafuer viel schoener. Wir fuhren durch praechtigste Landschaften bis zu einem Picknickplatz mit einem schiefen Holzturm. Er wurde zu unserem Uebernachtungsort, obwohl er eigentlich abgesperrt war, da er sehr schraeg in der Landschaft stand und ihm einige Treppentritte fehlten.
 

Velos am schlafen

Wir assen ein feines Hoernli-Gemuese-Z'Nacht und platzierten unsere Velos anschliessend im hohen Gras, schoen getarnt mit frischem Heu. Am nächsten Tag war Sem schon sehr früh wach und befreite unsere Fahrräder vom Heu. Es ging weiter durch sehr schöne Landschaft: Flüsse, Seen, Dämme, Graswirtschaft. Für wen war wohl dieses Heu bestimmt? Wir sahen keine Kühe und nichts. Sem hatte natürlich eine Antwort: “Das ist Chüngeliheu, die machen das hier und verkaufen es dann in der Migros in der Schweiz.” Tja, also wir sahen noch viel Chüngeliheu…  Wir fuhren also gemütlich weiter.
 
Gegen Abend wollten wir noch auf eine viel kleinere Strasse. Wir fragten, ob es wirklich einen Weg gebe. Zum Glück fragten wir nicht nur einmal.

 
Ein Fischer erklärte uns dann, dass diese Strasse zwar geplant war, aber nie gebaut wurde. Aber auf unserer Karte war sie eingezeichnet. Wir schmunzelten mal wieder ab der italienischen Strassenplanung. Bei einem Flugplatz fanden wir unseren Schlafplatz. Am Morgen standen wir früh auf, nach der Devise, schnell weg bevor jemand kommt! Wir fuhren meistens auf kleinen Strassen und erreichten schon bald die Fähre nach Marina die Ravenna. Es war bis anhin die billigste. Auch hier war alles geschlossen, nicht nur weil Siestazeit war, nein, besonders weil noch nicht Saison war und es keine Touristen hatte. Wir assen also vor einem geschlossenen Restaurant unser Mittagessen und ladeten unser Händi mit dem Solarpanel, was übrigens ausgezeichnet funktioniert. Nach einer gelati besuchten wir noch Ettore Lazzini, den Grossvater von Karins Cousine Mirjam und ihres Cousin Davide. Anschliessend ging es weiter zum Lido di Classe. Irgendwie hatte es keinen Weg dem Meer entlang und wir landeten im Suburb von Ravenna, das wir eigentlich grosszügig umfahren wollten. Bei einem Supermarkt fragten wir nach dem Weg und eine Frau mit Velo lotste uns elegant um das Zentrum von Ravenna herum in Richtung Lido di Classe. So ein persönlicher Guide ist halt immer sehr effizient.
 

Es wurde mal wieder dunkel und wir waren immer noch am Pedalen. Irgendwann kam Mirabilandia in unser Blickfeld. Die italienische Variante des Europaparkes. Es war schon nach 21 Uhr und wir fanden nichts schlaues um unser Zelt aufzustellen. Da stach uns der MacDonald in die Augen. Eine sehr gute Variante um sich mal wieder die Haare zu waschen. Wir dachten dann, dass wir auf dem Camperparkplatz übernachten könnten. Dies war aber nicht eine gute Variante. Im Gebüsch auf der anderen Seite der Strasse befanden sich nur Polizisten. Was blieb uns da übrig, als weiter zu pedalen. Die ganze Umgebung war mal wieder italienisch eingeschlossen. Oft bellten hinter den Zäunen Hunde. Erst nach 1 Uhr stellten wir unser Zelt in einem Garten neben einer Tankstelle auf – wir waren sicher, dass am nächsten Morgen die Polizei vor dem Zelt stehe. Dem war aber nicht so. Niemand bemerkte uns, als wir am Morgen aus dem Gärtlein schlichen. Und schon weiter ging es.
 
Es zeigte sich immer das gleiche Bild. Hotel reiht sich an Hotel. Ferienwohnungüberbauungen reihen sich an Ferienwohnungüberbauungen. Alles ist noch geschlossen, es ist die Ruhe vor dem Sturm. Dort hämmert einer an einem Brett, dort streicht einer seinen Zaun, alles geht sehr gemächlich vor sich. Nur wenige Einheimische und ab und zu ein Tourist laufen umher. Die Adriaküste schläft halt noch. Man wartet auf den Ansturm der Touristen. Ende Mai soll die Saison beginnen. Den Rest des Tages verbrachten wir in einem klitzekleinen Internetpoint, wo wir den ersten Bericht über Italien verfassten, Mails checkten etc.
 

Erst gegen 21 Uhr verliessen den Internetpoint. Ab ging es auf Uebernachtungsortsuche. Hinter einem Pinienwald, wo wir ein Liebespaar fragten, ob man am Meer schlafen könne und sie antworteten, dass niemand hier sei, da die Saison noch nicht angefangen habe, wurden wir am Meer fündig. Am nächsten Morgen waren am Nebenstrand etwa sieben Männer beschäftigt die Sonnenschirmständer aufzustellen. Einer kam irgendwann zu uns, um zu fragen, ob wir gut geschlafen hätten. Wir durften uns dann bei ihnen Duschen und es wurden ein bisschen unsere Freunde. Nach einem laaangen Besuch in einem riesengrossen Supermarkt und dem Kauf eines Stativs radelten wir erst nach 14 Uhr weiter.

der Strand ist bereit


Sem fährt durch Italien und grüsst alle Leute denen er begegnet. Schon von weitem schmettert er ihnen ein „Ciao“ entgegen. Die Leute reagieren sehr unterschiedlich auf Sems hallo. Einige fallen fast vom Velo, weil sie so etwas noch nie erlebt haben, einige rufen (vorallem ältere Männer) fröhlich ciao zurück, andere murmeln ein unpersönliches „salve“ und viele gucken nur ganz verstörrt. Das ruhige Dahingleiten wird also nur ab und zu von einem „ciao“ unterbrochen.
 
In Gabbice mare fuhren wir im Dunkeln ein. Auf der Piazza kochten wir uns ein feines Essen und beobachteten ein wenig die Leute. Es war Freitag abend und so lief einiges. Nach dem Abwasch im MacDonald (wir danken höflichst) besprachen wir unseren Schlachtplan für die kommende Nacht. Wir entschieden uns für den Strand. Wir schlichen den bagni entlang. Dort wo der Sand aufhörte und die Strasse begann, hatte es zum Glück eine Doppelreihe Platten, so dass wir unsere Fahrräder dem Strand entlang stossen konnten. Plötzlich veränderte sich die Landschaft. Neben uns erhob sich ein Berg – wahrhaftig ein Berg, nach kilometerlangen flachen Sandstränden. Wir schlichen weiter und fanden ganz am Ende des Strandes, wo der Berg direkt ins Meer ging, eine Surfschule, wo wir unter Sternenhimmel unsere Nacht verbrachten. Am nächsten Tag wählten wir die längere, aber dafür schönere Panoramastrecke an der steilen Küste entlang. Wir hatten tolle Ausblicke auf das Meer und die steile Meeresküste. Das Hinterland leuchtete sehr grün, mit allerlei angebauten Feldern. In Fiorenzuola besichtigten wir das schmucke Dörfchen, während drei Rennvelofahrer unsere Velos bewachten. Fiorenzuola ist übrigens ein sehr gut erhaltenes mittelalterliches Örtchen.
 

In Fano begrüsste uns die prächtige Stadtmauer. Also fuhren wir nicht auf der Umfahrungsstrasse um das Städtchen herum, sondern wir radelten mitten durch die Einkaufspromenade. Bei der Kirche machten wir einen Halt. Der Gottesdienst war gerade vorbei und es strömten viele Leute heraus. Dort trafen wir einen Deutschen, der seit 16 Jahren ohne Geld und nichts auf der ganzen Welt unterwegs ist. Wo werden wir wohl in 16 Jahren sein? J
 
Um einen Uebernachtungsort für die heutige Nacht zu finden, wählten wir eine andere Variante. Wir fuhren rechts ins Landesinnere und fanden, nach etlichen Versuchen in Seitenstrasse, wo aber nur Zäune waren und kläffende Hunde, hinter einem Gebüsch neben einem angebauten Feld einen guten Ort für unser Zelt. Der Abend war wunderschön, nicht nur wegen des Blickes auf das Meer, nein, besonders wegen der umher fliegenden Glühwürmchen.
 

Velos in Gras

Übrgens, an Orten wo es viele Glühwürmchen hat, gibt es fast keine stechenden Insekten, was uns sehr gut gefallen hat.
Nach einem schoenen Morgen mit Gitarrenspiel vor dem Zelt gings wieder zurück auf die Strasse. Alles weiter Richtung Süden. Wenige Stunden später waren wir in Ancona, wo wir in einem Pärkli eine gute Pause machten. – Nach Ancona wurde die flache Küste erneut durch Hügelzüge abgelöst. In einer sehr schön gelegenen Osteria fanden wir am Abend bei Dämmerung der perfekte Ort um einmal einzukehren. Nach mehreren Gängen, wie das in Italien so üblich ist, wurden wir vom Osteria Besitzer Eduardo an ein sehr hübsches Plätzchen, ideal zum zelten geführt.
 
Viel haben wir an diesem nächsten Tag entdeckt und erlebt. Es gibt z.B. Lakritzeglace in Italien oder man kann sehr gut Velos putzen auf Kirchplätzen und die einzigen, die das interessiert sind andere Schweizer. Veloclub-Präsidenten verschenken einem Socken. Die Pizza wird weiter südlich immer günstiger, so machts auch nichts wenn man viermal nimmt. Nach Pizza und Socken gings erneut an den Strand, um an einem romantischen Örtchen zu nächtigen. Nachdem wir uns an einem Surferstrand hinter einem Windfang eingenistet hatten und wir schon fast in den Schlafsäcken lagen, schaute jemand um die Ecke des Windfanges. Sem bemerkte diesen Besucher nicht. – Die Gedanken und Ideen überschlugen sich. Also fiel der Entschluss den Ort zu verlassen und weiter zu fahren. Wir fanden einen viel weniger schönen Ort, dafür aber einen mit Zaun und Wächter. Es war ein Campingplatz. Vier Stern mit WC’s ohne Papier und der Platz für unser Zelt entpuppte sich am nächsten Tag als Parkplatz für die Autos der Leute, die auf dem Camping arbeiteten. Wenigstens wurde uns auch in dieser Nacht nichts geklaut und kein Messer vors Gesicht gehalten. Dies war also eine weitere Nacht, die uns nebst Nerven auch Geld gekostet hat.
 Schwuptiwup verliessen wir diesen Ort des Grauens und mit jedem Kilometer den wir auf der Strasse hinter uns brachten gings uns schon besser.
 
Nach einem sehr schönen Tag und viel Pause mit Tagebuch schreiben, erreichten wir, die uns weiter nördlich angekündigten, kriminelleren Gebiete. In den Abruzzen sollen wir aber sehr aufpassen, dort werde alles geklaut. Kaum in den Abruzzen angekommen, wurde uns gesagt, dass es hier sicher sei, aber weiter südlich es krimineller werde. Ja, ihr wisst, wie die Story weiter geht... In Giulianova wurde uns am Abend, wo wir bei frisch kennen gelernten Schweizer-Italiener-Spanier eingeladen waren, folgende Story erzählt: Dem auch anwesenden Onkel wurde einmal vor Jahren der ganze Lastwagen in Napoli geklaut. Die Täter zahlten ihm noch einen Capuccino in einer Bar und setzten ihn anschliessend in den Zug nach Norden. – Uch, zum Glück fahren wir nicht bis nach Napoli.

zu Gast


Wir versuchten erneut in diversen Veloläden nach einem neuen Reserve Pneu zu suchen. Fündig nach unserem Wunschpneu, dem Schwalbe Marathon XR, wurden wir aber nirgends. Per Mail hatten wir sogar Kontakt mit der Firma Schwalbe, doch dabei kam nur heraus, dass so südlich wie wir nun seien, keine Händler mehr Schwalbe Pneus verkaufen würden. Im Wissen, dass uns aber jeder Händler ein Pneu eines anderen Herstellers abgeben könnte, liessen wir das Kaufen eines Pneus bis zum heutigen Tag mal bleiben.
 
Kurz vor Ortona stellte Sem fest, dass sein Natel fehlte. Wo ist es nur geblieben? Von Ortona aus telefonierten wir von einer Kabine aus zu Luca. Luca und Cristina hatten uns in der letzten Nacht sehr spontan nach Hause eingeladen, direkt von der Pizzeria weg. -  So lag also die Idee sehr nahe, dass das Natel in dem sehr schönen Schneewittchenhaus vergessen gegangen war. Luca teilte uns mit, dass Cristina bereits wieder zu Hause sei. Doch sie fand nichts. Also machte sich Sem auf den Weg zurück. Die ganze Strecke, der Schlafort und erneut die Strecke bis nach Ortona wurde nun abgesucht. Nichts! Schon mit dem Gedanken, das Natel sperren zu lassen, durchsuchten wir erneut das gesamte Gepäck. – Und was fanden wir!? Das Natel. Es wurde am Morgen von Karin schön eingepackt, mitten in den komprimierten Schlafsack. Also liebe Leser, falls ihr mal euer Natel vermisst, sucht erst im Schlafsack und fahrt erst dann den 14km langen Weg hin und zurück.
 

Strada Chiusa! stand auf einmal auf einem Schild vor unserer Nase. Ein Pfeil kündigte jedoch an, dass der Lokalverkehr hier weiter fahren könne. – Nun, wir fühlten uns somit angesprochen und so gings an der Absperrung vorbei auf der anscheinend geschlossenen Strasse. Einige Kilometer weiter umfuhren wir erneut eine Absperrung und bald wurde uns klar, warum die Strasse geschlossen war. Die Brücke über den Fluss fehlte. – Zurück bis zum ersten Schild wollten wir nicht. So suchten wir eine Alternative für uns. Die parallel liegende alte Eisenbahnbrücke wurde anscheinend vorbereitet, als Provisorium, um den Lokalenverkehr über den Fluss zu führen. Diesen, noch im Aufbau befindende Weg über den Fluss, wählten wir. Wir besuchten noch den Ort, wo der Fluss Sangros ins Meer fliesst und schlugen dann schon bald erneut unser Zelt auf, in der Nähe des Flusses, wenige Meter neben einem Camping.
 
An einer Metano-Tankstelle machten wir einen WC-Halt und assen ein Gelato. Kaum war Sem auf dem WC piepste mein Händi. Und was war da zu lesen: „Heute kurz nach zehn Uhr kam unsere kleine Diara Julia zur Welt“. So wurde ich (Karin) also zum ersten Mal Tante. Als Sem vom WC kam, war ich schon am umher hüpfen und wir feierten die kleine Nichte mit einem Chinoto.
 

Termoli

Im Städtchen Termoli war viel Volk auf den Beinen. Es fuhren Werbefahrzeuge umher. Unter jedem Scheibenwischer der Autos steckte ein Flyer mit irgendeinem wichtigen Kopf drauf. – Wir fanden heraus, dass Wahlen für das Bürgermeisteramt bevorstünden. – Dies war also die Art des Wahlkampfes. Jeder Kandidat hatte jenste Arten von Flyers und Plakaten. Auf den grösseren Plätzen des sehr schönen Städtchens wurden Bühnen aufgebaut. Jeder der Kandidaten veranstaltete einen Werbeanlass für sich. – Nachdem wir unsere Velos, gut bewacht beim Leuchtturm des Städtchens, untergestellt hatten, durchforsteten wir die engen Gäschen und besuchten die Veranstaltungen. Beim einen gabs gratis Z’Nacht, beim anderen spielte eine krasse Band und beim nächsten gabs gratis Gelati.
 
So versuchte ein jeder auf seine Art Wähler für sich zu gewinnen. Natürlich auch mit sehr wichtig tönenden Ansprachen. Der alte Bürgermeister sei übrigens im Gefängnis, erzählte uns eine Gruppe junger Termolianer.
 

Schon in Lesina wurde uns erzählt, das in Apricena ein Fest sei. Erst nach mehrmaligem Fragen bei verschiedenen Personen fanden wir heraus, dass jeder Ort einmal im Jahr ein Fest für den Ortsheiligen veranstalte: Mit Feuerwerk und Prozession und Markt und und und. Am Sonntag, am späteren Vormittag erreichten wir Apricena. Gerade rechtzeitig, um erst ein bisschen über den Markt zu gehen und anschliessend der Prozession zu zusehen. Erst kamen Kinder in weissen Gewändern. Sie trugen ein Kreuz und Lautsprecherständer. Hinterher kamen drei Statuen, jeweils von bis zu acht Männern getragen. Eins war die Madonna und die zwei anderen irgendwelche katholischen Heilige. Ganz am Schluss musizierte eine Marschmusik. An jeder grösseren Abzweigung wurden vor der Prozession laute Feuerwehrkskörper abgelassen. Der Umzug zog fast durch jedes Strässchen.
 
Den Rest dieses Sonntages verbrachten wir auf dem Velo und teils am Schatten, direkt am Strassenrand. Wir nahmen uns für die nächsten Tage vor, mehr mit der Natur zu leben und entschieden uns neuerdings

Prozession


mit der Sonne ins Bett zu gehen und mit der Sonne los zu pedalen. So erhofften wir, die wärmeren (heissen 34 Grad) Tageszeiten irgendwo in einem Ort oder am Strand verbringen zu können.
 
Der Plan früh in den Schlafsack zu schlüpfen, scheiterte schon wenige Tage später. Gegen Abend erreichten wir die Stadt Trani. Eigentlich wollten wir nur durchfahren, um irgendwo nach der Stadt zu nächtigen. Auf einem grossen Platz stand ein Zelt mit der Aufschrift „Gesù è il Signore“. Aus dem Zelt erklang Musik. Wir näherten uns dem Zelt und beobachteten mal was hier genau vor sich ging. Es fand ein evangelischer Gottesdienst statt, von einer Gemeinde aus der Nachbarsstadt. Sie stellten ihr Zelt immer wieder in anderen Orten auf, um Gottesdienste zu veranstalten, da auch die Gemeindemitglieder jeweils von diversen Orten seien. Erst nach Mitternacht fanden wir in der Zeltkirche auf dem Stadtplatz unseren Schlaf. Vorab machten wir uns nach dem Gottesdienst und nach dem Austausch über Gott und die Welt noch über eine Ladung Pizza her. Anschliessend musizierten wir noch gemeinsam bis in die frühen Morgenstunden.
 
So gelang es uns nicht, am nächsten Morgen sehr früh aufzustehen. Doch was solls, der vorab gehende Abend war es wert.
 
Am selben Tag erreichten wir Bari. Schon in Pescara hatten wir den Entscheid gefällt,  von Bari aus die Fähre nach Griechenland zu nehmen.
 
Von Bari als Touristenstadt haben wir nicht viel gesehen. Wir haben uns mit jenstem anderen vergnügt. So machten wir erste Erfahrungen, wie man postlagernde Post abholt, wir besuchten Pizzaläden, machten unsere Wäsche, optimierten unsere Ausrüstung (So fiel zum Beispiel der Entschluss, dass ein Paar Unterhosen weniger auch genung seien!) und suchten nach offenen Geschäften am italienischen Nationalfeiertag. Am Abend des Nationalfeiertages verluden wir unsere Velos auf die grosse Fähre in Richtung Igoumenitsa.
 
Nun sitzen wir in der Nähe von Ioannina bei Couchsurfing-Freunden vor dem Compi und schreiben diesen Bericht. Griechenland hat uns bereits sehr freundlich und hügelig empfangen. – Uns gehts allen gut, auch Karins Cabonga hat wieder Luft im Vorderreifen.
Nun reizt uns Neues. So zum Beispiel die Berge von Griechenland (huch und schwitz) und die Meteora Klöster.
 
Nochmals zu Italien: Uns hats sehr gefallen. Wir danken allen Leuten, die uns freundlich begegnet sind. Die uns den Weg erklärt haben, uns beherbergt haben oder uns sonst irgendwie behilflich waren auf unserer Tour. Grazie e ciao a tutti.