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Argentinien 2   -   24. Januar 2009 - 05. Februar 2009


Der Wind, der Wind, das himmlische Kind
 
Argentinien, 2. Februar bis 5. Februar 2009
 
Strecke: Rio La Leona – El Chalten


 
Es wurde wirklich wahr, was wir in den Windprognosen in El Calafate für den 3. Februar 2009 gesehen hatten: Wir erwachten bei Windstille! Ein Segen für Leute wie uns und ihr könnt euch vorstellen, dass wir so schnell wie nie unsere Sieben-Sachen zusammen gepackt hatten. Wir pedalten und wir getrauten nicht einmal mehr miteinander zu sprechen, geschweige das Wort „W...“ zu benennen in Angst, dass er plötzlich wieder, in falscher Richtung einsetzen könnte. So kurbelten wir in gespannter Ruhe durch diese so gegensätzliche Landschaft. Trockenes, hügeliges, baumloses Pampaland, durchflossen von einem schnell fliessenden, breiten Fluss.
 

Dieses viele, türkisfarbene Wasser an diesem ausgedörrten Land vorbei ziehen zu sehen, war eindrücklich. Riesige Bewässerungsmaschinen, die es so überall in Neuseeland gab, existieren hier nicht und es störrte uns auch überhaupt nicht. Beim Cafe „Luz Divina“ hatten wir dann auch die Möglichkeit fragen zu stellen: Die Besitzerin konnte Deutsch und sie erzählte uns, dass sie im Winter ganz ordentlich Schnee hätten, im Frühling die Wiesen kurze Zeit grün seien und aber der ewig wehende Wind das bisschen feucht in Windeseile austrockne und es wieder so aussehe, wie heute.


türkis-Fluss durch Pampa Land
 

australische Gefühle


Und so pedalten wir weiter durch diese Pampa, die hier aber faszinierte durch die speziell geformten Hügelzüge und eben diesem so frisch daher fliessenden Fluss – oder war es doch eher der ausbleibende Wind, der uns dazu verhalf, dass wir an diesem Tag sogar die Pampa reizend fanden? Als wir abends dann doch wieder in den Gegenwind kehrten, war auch die Freude an der Pampa vorbei und da wir unser Zelt mitten in ihr neben einem „australischen Wasserpumpturm“ aufstellten, fühlten wir uns wie Monate zurück versetzt.
 
Und am nächsten Morgen: Ja, die Windprognosen für den 4. Februar waren gleich erfreulich: Süd-Südostwind – was absolut unnormal und ungewöhnlich ist für diese letzten 90 Kilometer, genau Richtung Westen, bis nach El Chalten (Normal wäre STARKER Westwind!). Wir gingen auf, wir sprachen nicht darüber und wir pedalten, doch immer wieder tauchte da am Horizont so ein kleines Pünktchen auf, das sich auf uns zu bewegte – nein, nicht eines – immer wieder eines oder sogar auch zwei zusammen – sie heissen Markus, Martin, Manuel, Miriam und Clemens, Matt, Jamie, Rike und Malte, Susanne und Tobias, Jason, John, Will, Anke, Daniel, Gabriel, Hanspeter, Scott, Andre und so weiter und so weiter und so weiter und sie rollen in diesem Erdteil auf ähnlichen Routen in unterschiedlichen Tempos durch Pampa, Sonne, Wind und später auf der Carretera Austral im Regen. Echt, es muss mal gesagt sein: Hier am südlichen Ende der Welt sind unglaublich viele Toureros unterwegs – manchmal gar mehr als Autos und für uns war es immer ein Highlight ein anderer Fahrradfahrer (die –innen sind leider rar) anzutreffen, uns auszutauschen, Rückenwind zu verschenken und bei jedem heraus zu finden, was sein „special“ ist. Vielen Dank, dass ihr unsere Reise bereichert. 
 
An diesem besagten Tag rollten uns also drei dieser Spezien entgegen und dabei sogar mal eine allreisende Fahrradfahrerin. Auch mit ihnen nahmen wir uns die Zeit zu sprechen, obwohl es doch windtechnisch ein so guter Tag für uns war. Überhaupt genossen wir diesen Tag. Vor uns sahen wir die Berge des Fitz-Roy Massives, neben uns lag der Lago Viedma, in den der gleichnamige Gletscher hinab hing und in Gedanken waren wir schon in El Chalten, wo ein spezielles Abenteuer vor uns lag. 
 
da sitzen die Flamingos noch auf dem Wasser
 


 

Schön war es zu pedalen und wunderschön die Szene, die sich vor unseren Augen abspielte: Auf dem rechts an der Strasse liegenden, kleinen Teich schwamm ein ganzer Haufen rosaroter Flamingos. Wir hörten ein Rufen, ein Bellen und ein Getrampel, die Flamingos flogen auf und hinter einem Hügel kam eine Schafherde gerannt, getrieben von zwei Gauchos und ein paar bellenden Hunden. Eine Szene wie aus dem Bilderbuch!
 
Knapp vor unserem Ziel El Chalten ging uns aber noch das schon seit Tagen kränkelnde Pedal kaputt (Krankheit: Kugellagerblockade)  und wir wechselten es gegen ein billiges – vorhersehend schon in Puerto Natales organisiertes - Plastikpedal aus. Und dann hatten wir es geschafft – noch über einen Hügel und hinunter rollten wir nach El Chalten, dem Ort beim Fitz Roy Berg, der so wunderschön in die Luft hinauf ragt.
 

Von hier an sollte uns keine Pampa und auch kein so arger Wind mehr begleiten, dafür wartete hier auf uns ein Grenzübertritt, der es wohl so zwischen keinen anderen Länder der Welt mehr gibt!