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Deutsch Berichte Australien |
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Australien - 09. Januar 2008 - 07. August 2008
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Mit Ball, Schläger und drei Stöcken
Australien, 22. März bis 7. April 2008
Strecke: Noosa – Brisbane |
Ja, Karin fühlte sich wohler vorne auf dem Stoker Sitz als zuvor beim Kampf mit dem Surfbrett. Alle Kraft die noch da war, drückten wir in die Pedale - hinauf auf den Hügel. Unser langsames Unterwegssein gefiel der einen Autofahrerin gar nicht. Genau auf unserer Höhe kurbelte sie das Fenster runter und schrie uns an: „go away! – go off the road“! (haut ab – weg von der Strasse) Ihr Geschrei wehte uns nicht von der Strasse, noch nahm es uns die Freude unserer Surferfahrung.
Wenige Minuten nach der Ankunft oben an diesem Hügel waren wir dann auch schon zurück beim Zuhause von Caro und Alex, die uns schon am Abend zuvor vom Strand aus mitnahmen. Gemeinsam besuchten wir dann noch am selben Tag einen spannenden, meditativen Tanzabend.
Am Ostersonntag, nach dem finden der Eier, ging es dann weiter entlang der Sunshine Coast. Mit der Idee noch schnell nach Brisbane zu fahren, verliessen wir Noosa. – Da aber auch dieser Ostertag schönes Wetter bot, war das Weiterkommen schwerer als gedacht. Schon wenige Kilometer weiter stoppten wir an einem Fest mit Skatebord und BMX Show. Die anwesende Journalistin sah uns gleich und lichtete uns ab für die nächste Ausgabe der lokalen Zeitung. Endlich losgerissen vom Fest wurde die Küste dann so fotogen, dass gleich wieder „Stopp-and-Go“ angesagt war.
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Als sich dann die Strasse etwas von der Küste entfernte und durch Wohngebiete führte, entdeckten wir gar einen Veloweg. Auf diesem ging es zwar um viele Ecken herum, aber immerhin vorwärts. Jedoch aber nur soweit bis wir auf einer grossen Wiese hinter einigen Wohnblocks Leute erspähten, die sich mit einem kleinen Ball, einem Holzschlägel und drei in den Boden gesteckten Stöcken beschäftigten. Als schon erfahrene Australienreisende war uns sofort klar, dass es sich hier um ein Kricket-Spiel handelte, ein Nationalsport des Landes. Schnell ging es bis wir vom Zuschauer zum Mitspieler wurden. Es war lustig and diesem Hinterhof-Kricket mitzumachen. Ausgerüstet mit dem Kricketschlägel bewachte ein jeder von uns nun also die drei Stöcke vor dem Ball und musste losrennen, wenn wir den Ball getroffen hatten. Obwohl wir natürlich vom Spiel im Grunde genommen keine Ahnung hatten, waren wir ganz gut und wir machten viele Punkte. Beeindruckt wurden die Aussies schon nur, weil wir „linkshändige-Batmans“ waren und dazu auch noch rennen konnten, denn viele der Party-Kricketteilnehmerinnen balancierten in schicken Stöckelischuhen durch das Gras. Sem machte sogar die meisten „runs“ des ganzen Spiels. Ja, als „Greenhörner“ hatten wir das Kricketspiel erreicht und als Stars verliessen wir es dann wieder. |
Die Fahrt ging weiter auf dem Veloweg, der dann aber bald sehr abrupt - mitten im Gras - endete. Aussies haben es nicht so sehr mit bauen von Fahrradwegen – es gibt sie zwar, aber öfters hört er einfach irgendwo auf – wie hier mitten im Gras – vor einer Mauer oder ab und zu in einer Sackgasse.
Zurück auf der Hauptstrasse und dann sogar auf der Autobahn erreichten wir gegen Abend das von Noosa nur 40km südlicher gelegene Maroochydore. Auch dort genossen immer noch viele Aussies das Osterwochenende. So trafen wir auf die 84 jährige Joyce, die sich sofort eine Fahrt auf dem Pino wünschte und natürlich bekam – als unsere bisher älteste Mitpedalerin. |
Am nächsten Tag verabschiedeten wir uns zusammen mit allen Ostertouristen aus Brisbane von der Sunshine Coast und pedalten landeinwärts.
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Wir entschieden uns für einen Abstecher zu den Glashaus-Bergen. Es war ein steiler, aber lohnender Anstieg bis hinauf zum Aussichtsturm, von wo aus wir das ganze Gebiet bis ganz nach vorne an die Küste überblicken konnten. Als James Cook im 18. Jahrhundert in diese Region kam, gab er diesen Bergen den Namen „glasshouse mountains“. Er assozierte die 16 spektakulär in die Höhe ragenden, unterschiedlichen Bergen mit den grossen Öfen eines Glasmachers aus „good old england“. Dank dem gewonnen Schwung hinunter vom Aussichtsturmberg und dank des erholenden Schlafes zweier weiterer Nächte erreichten wir den Ort Strathpine, der direkt an Brisbane grenzt.
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Wie schon in anderen Ortschaften Australiens campten wir auch dort in einer dunkeln Ecke eines Parks. Das schönste daran war, dass diese Ecke am nächsten Morgen am Wege einer Joggerin lag, die uns gleich zum Z’Morge und einer Dusche mit nach Hause nahm.
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Und genau eine solche Dusche hatten wir uns ja gewünscht, da uns nur noch wenigste Kilometer vom Firmensitz des Felgen- und Radherstellers Velocity trennte. Noch vor dem Mittag rollte unser Pino dann auch schon auf einem frisch gebauten, mit neuer Cliffhanger-Felge und starken Speichen versehenen, Hinterrad auf der Hauptstrasse in Richtung des immer noch gut 25 km entfernten Zentrums von Brisbane.
Es war ein sicheres Gefühl die angerissene Mavic Felge nun nur noch als Gepäck mit dabei zu haben und wir genossen die dank unserem neuen Sponsor Velocity zurück gewonnene Stärke des Pino. |
Obwohl wir sogar Ecken zum Campen im Brisbaner-Stadtpark entdeckten, waren wir sehr froh, dass wir einen Ort zum Übernachten via Couchsurfing organisiert hatten. Sara hatte uns ihre Adresse und eine Wegbeschreibung gemailt und geschrieben, dass immer jemand dort sei, im Forest-Haus. Wir konnten also einfach dort hingehen.
Es war ein spezieller Ort, an dem wir da landeten. Das Forest-Haus ist eine grosse WG. Alle im Haus sind automatisch Mitglied bei Couchsurfing und so sind die vom Wohnzimmer bis in die Küche verteilten Sofas und Matratzen fast immer voll. Natürlich nicht nur durch Couchsurfer, sondern auch durch Freunde und Freunde der Freunde der WG-Bewohner. Wir brauchten recht lange, bis wir heraus fanden, wer wirklich im Forest-Haus lebt und wer nur zu Gast dort war, denn es war ein Kommen und Gehen und wenn man sich zu spät zum schlafen entschloss, war die Matratze schon besetzt.
Zwei Nächte verbrachten wir im Forest oder man könnte ihm auch Partyhaus sagen. Wir hatten interessante und lustige Begegnungen dort, waren jedoch auch froh, als wir zu Jacob, einem in Australien arbeitenden Amerikaner zügeln durften.
All diese ersten Tage benutzten wir um heraus zu finden was wir von Brisbane aus weiter machen sollten. Der ganzen Küste entlang von Cairns bis hier nach Brisbane hatten wir mehr Regen als Sonnenschein und so gedachten wir wenigsten den Süden des Landes nicht auch noch in der ungünstigen Jahreszeit zu befahren. Wir wollten also nun schneller runter als dies mit dem Treten der Pedale möglich wäre. Bus, Zug? Alles checkten wir durch und dank einem Tipp (vom Forest-Haus) fanden wir die Lösung, die uns schneller runter in den Süden nach Melbourne bringen sollte, da unser Plan war noch vor dem kalten Winter in Tasmanien zu pedalen. Die Lösung war Campervan relocation! Da die Camper-Firmen oft Camper an Ort A vermieten und im Ort B zurück bekommen, brauchen sie jemanden, der je nach Nachfrage Camper an einen Ort zurück bringt. Man bezahlt nur an die 5 AUS$ pro Tag, nur einen Teil oder gar nichts ans Benzin und muss dafür die Strecke schnell – also in drei Tagen – durchfahren.
Via Internet und Telefon fanden und organisierten wir uns also einen solchen Camper, der nach dem 7. April 2008 von Brisbane nach Melbourne gebracht werden musste.
Dieses Datum war perfekt für uns. Denn wir hatten die weiteren Tage in Brisbane schon ausgebucht. Es war Velowoche Brisbane. Da der Veranstalter „Bicycle Queensland“ noch freiwillige Helfer suchte, meldeten wir uns spontan.
Am Mittwoch halfen wir beim Event „ride to work“ – alle die per Velo an diesem Morgen zur Arbeit pedalten, erhielten auf dem grossen Platz vor der Stadtbibliothek ein Z’Morge. Wir halfen beim Verteilen davon.
Am Samstag war die Velowoche in der Frühstücksendung vom ABC-Radio. Auch dort waren wir dabei und beantworteten dem Moderator Phil Smith live Fragen zu unserer Weltreise.
Für den Sonntag war dann der Hauptevent der Woche angesagt. Das Mithelfen beim Verteilen der vielen Startnummern für die drei unterschiedlichen Rennen war dann gar harte Arbeit. Viele Gesichter kannte man schon vom vergangenen Mittwochmorgen. Anschliessend an die Rennrunde sah man alle dann noch einmal, denn alle hatten ja noch ein T-Shirt des Anlasses zu gute. Erst am Anfang des Nachmittags war alles zusammen geräumt und wir verabschiedeten uns von all den neu gewonnenen Freunden.
Auch Jacob trafen wir an diesem Sonntagmorgen wieder. Nach zwei Nächten bei ihm in seiner kleinen Zweizimmerwohnung wechselten wir nämlich erneut unser zuhause in Brisbane. Seit dem 31. März wohnten wir nun bei Phil und seinen Eltern in einem schönen Haus in einem der südlichen Quartiere der Stadt. Bei Phil zuhause lernten wir dann auch endlich Sara kennen, ja die Sara, die uns ins Forest-Haus einlud und eben Phil’s Freundin ist. Im Forest haben wir sie nämlich nie angetroffen, wo sie war hatte dort aber niemand so richtig gewusst. Nun ja, Zeit bringt Rat und wir waren es, die es heraus gefunden haben...
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