Deutsch arrow Berichte arrow Mittel-Thailand

Mittel-Thailand   -   03. Juni 2007 - 02. Juli 2007


Die Metropole Bangkok
 
Thailand, 18. Juni 2007 bis 2. Juli 2007
 
Strecke: Bangkok


Am 18. Juni 2007 – an unserem 413. Reisetag erreichten wir die Stadtgrenze von Bangkok. Nach dem obligatorischen Föteli versuchten wir uns anhand der im Reiseführer gedruckten Karte von Bangkok zu orientieren. Wo befanden wir uns denn auch in dieser 15-Millionen-Stadt? Wir fragten die Passanten, hielten ihnen unsere Stadtkarte unter die Nase und wurden immer verwirrter. Der eine meinte es ginge in diese Richtung zum Zentrum, der andere kannte einen besseren Weg und der dritte sagte, es sei gleich dort drüben. Wir pedalten über 10 km weiter und fragten immer wieder. Bis wir endlich heraus bekamen, dass wir in erst 5 Kilometern auf die nordöstliche Ecke unserer Reiseführerkarte treffen würden.  

 
Mittlerweile war es auch schon dunkel und so erfreute sich Karin überhaupt nicht beim Fahren auf der fünfspurrigen Mega-Strasse, auf der wir dann auch des öfteren von der ganz linken Spur auf die ganz rechte wechseln mussten. Nach einem ersten Z’Nacht, einigem herum suchen für eine Unterkunft, befanden wir uns gegen 23 Uhr in der Khao-San-Road, der Budgettoouristenstrasse Bangkoks. Wir fanden dann dort auch ein Zimmer, in das unsere Velos hinein passten. Aufgrund der späten Stunde war nur noch der 24-Stunden-Mac offen und nach diesem langen Radeltag verdrückten wir, als zweites z’Nacht, nicht nur eine Portion Pommes Frites.

Bangkok


Tags darauf kontaktierten wir Pawalee, die Ehefrau Khems, den wir im Elefantencamp in Lampang kennen gelernt hatten. Er hatte uns eingeladen bei ihm zu wohnen. Pawalee erklärte uns, wie wir am besten zu ihrem Geschäft kämen und wartete dort geduldig auf uns. Schliesslich mussten wir die halbe Stadt durchqueren, um 18 km östlich bei Pawalee einzutreffen. Dann war es nur noch ein Katzensprung von 6 km bis zu ihrem zuhause. Sie führte uns sofort durch das thailändisch-europäische Haus und quartierte uns in ihrem Fitnessraum ein. 
 
In unserem neuen zuhause wurden unsere Velos von den lieben drei Hunden der Familie bewacht und so konnten wir beruhigt per öffentlichen Verkehr die grosse Stadt erkunden gehen. Mit den alten, ratternden Stadtbussen brauchten wir teils mehr als eine Stunde bis ins Zentrum. So versuchten wir nebst dem schnellen Skytrain (es handelt sich hierbei wirklich um einen Zug, der im Himmel oben fährt) andere Varianten. Eine spektakuläre und etwas abenteuerliche Verkehrsverbindung fanden wir dann in den Khlong-Schnell-Booten auf dem Khlong Saen Saep, einem von den noch wenigen übrig gebliebenen Kanälen Bangkoks. In den alten Zeiten, wurde wegen dem damaligen, weitläufigen Kanalsystem Bangkok auch Venedig des Ostens genannt.
 

Am Tag an dem wir das Haus von Pawalee erreichten, trennten uns noch 14 Tage bis zum Ende unseres zweiten Thailand-Aufenthalts-Stempel. Wir hatten viel vor für diese Tage. Die Priorität setzten wir als erstes darauf, die wichtigsten touristischen Orte zu besuchen.
 
Wat Phra Kaew

Die meisten dieser Sightseeing-Orte konzentrieren sich um den Grand Palace im Stadtgebiet Ko Ratanakosin dem ältesten und heiligsten Teil der Stadt – genannt auch der Vatikan des thailändischen Buddhismus. Im Wat Phra Kaew bestaunten wir den Emerald-Buddha und erfreuten uns an der bizarren thailändischen Tempelbaukunst. Der „Grand Palace“, die ehemalige königliche Residenz, die nur noch für Zeremonien gebraucht wird, bestaunten wir von aussen. Zu unserem Glück hatte es viele Reisegruppen, die mehr oder weniger interessiert ihrem Führer und dessen Erklärungen zuhörten. So erfuhren wir einige spannende Geschichten. Beispielsweise vernahmen wir, dass der jetzige König von Thailand im Besitz von 11 weissen Elefanten ist.
 
Davon hält er aber nur einen bei sich im Palast, die anderen lässt er in natürlicherer Umgebung leben. Je mehr weisse Elefanten ein König besitze, desto länger lebe er, so sagt man. Es hat bisher noch nie einen König gegeben, der so viele weisse Elefanten besessen hat und der jetzige König von Thailand wird am 5.12.07 immerhin achtzig Jahre alt.
 
Ohne Mittagessen und per Bus wollten wir weiter zum Vinamnek Mansion, dem Wohnhaus des Königs Rama des V, der von 1868 bis 1910 Thailand regierte. Doch irgendetwas war nicht in Ordnung. Die Stimmung im Bus war angespannt, der Buschauffeur schaute angestrengt auf die Strasse und so sahen auch wir, dass vor uns irgendeine Demonstration im Gange war. Man gab uns zu verstehen, dass dies der „Mob“ sei, der Unruhe stifte und ein alter „Bäpu“ wies den Buschauffeur an, wie er uns aus diesem Chaos heraus bringe. Wir wendeten, fuhren geschickt an parkierten Autos vorbei, bogen nach rechts und dann nach links in eine kleine Strasse und entkamen so – immer unter der Anleitung des alten Mannes – dem Durcheinander. Glück gehabt!
 
Und wenig später standen wir im „Vinamnek Mansion“ und folgten der Dame, die uns durch dieses Haus führte. Wir lernten über den damaligen König, wie weitsichtig er war, als er um die Jahrhundertwende zwei ausgedehnte Reisen nach Europa unternahm, um europäisches Wissen, Technik und Kunst in sein Land zu holen.
 
Als sich nämlich die europäischen Kolonialherren in Südostasien breit machten – mit dem Gedankengut, dass sie diesen unzivilisierten Ländern Zivilisation brächten – hielt er den Herren – „europäisches Gedankengut und europäische Zivilisation“ entgegen. Dank ihm ist heute Thailand somit das einzige Land Südostasiens, das nie eine Kolonie war.

Vinamek Masion
 
Eine weitere Priorität bestand darin, darüber nachzudenken, wie wir nach diesen oben erwähnten 14 Tagen weiter reisen wollten. Den eins war sicher, aus Thailand mussten wir raus. - Also wohin? Wie lange und und und … ??? Eine Entscheidung war gefragt!

Es entstanden an die fünfzehn, unterschiedliche Wie-weiter-Reisen-Varianten, aus den Überlegungen von mehreren Tagen, ja sogar Wochen. Da man nie an mehreren Orten gleichzeitig sein kann, schlossen sich die Ideen gegenseitig aus.
Kurz zusammengefasst ging es ums Folgende: Noch länger in Südostasien bleiben oder direkt einen anderen Kontinenten ansteuern oder vielleicht doch 10'000 km östlich die Schweiz besuchen um die Hochzeit von Rebekka und Tinu mitzuerleben?
 
??Weltkarte??

Da es jedoch überhaupt nicht in die Weltreiseidee von mir (Sem) passte unterwegs die Schweiz zu besuchen, denn die Schweiz war/ist ja schliesslich das geplante, ferne Ende der Reise, war ich mit der reingeschobenen Heimkehr Idee nicht auf so gutem Fuss.
 
Und wenn in die Schweiz, dann sicher nicht per Flugzeug. Dieser semische Grundsatz ergab natürlich weitere abartige Ideen, wie weiter mit der Reise. – So zum Beispiel: Okei in die Schweiz. Jedoch per Frachtschiff von Südostasien nach Italien, Zug in die Schweiz, Schweiz, Zug von Europa via Russland-China-Vietnam-Kambodscha (Bus) – nach Thailand zurück? Oder – beide Wege per Schiff?  Oder? Oder?


Trotz allen Ideen, warum man von einer Weltreise nicht in die Schweiz gehen kann und trotz allen Ideen, wie man ohne Flugzeug in die Schweiz reisen kann, fanden wir uns in einem Reisebüro im Stadtteil Little India wieder.
Es juckte uns in den Fingern und wir fragten nach Flügen in die Schweiz. Einige Stunden und Reisebüros später standen wir auf einer Warteliste für einen Flug via Dubai nach Zürich, der uns am 2. Juli aus Bangkok raus heben sollte. Daraus wurde dann aber nichts, dafür waren wir am folgenden Tag, kurz vor Büroschluss, stolze Besitzer eines E-tickets für einen Flug mit Royal Brunei Airline. Direktflug Bangkok – Frankfurt (Deutschland), inkl. Retourflug innerhalb der nächsten 3 Monate. Es war eine Aktion, die erst am Morgen hereinkam, um noch die Flüge aufzufüllen. 
 
Wir glaubten es ja selber nicht. Aber die Prioritätenliste änderte sich schlagartig. Nun hiess es organisieren, packen und etwas nervös sein. Nervös – einerseits wegen dem Flug (sind doch eh alle) und andererseits nervös darüber, wie es sein wird in der Schweiz, am Hochzeitsfest mit dabei zu sein und unsere lieben Familien nach sooo langer Zeit wieder zu sehen.