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Deutsch Berichte Mittel-Thailand |
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Mittel-Thailand - 03. Juni 2007 - 02. Juli 2007
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Alte Steine
Thailand, 3. Juni 2007 bis 2. Juli 2007
Strecke: Mae Sot – Tak – Sukhothai – Kamphaeng Phet – Nakhon Sawan – Ayutthaya - Bangkok
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Wir verliessen Tak am Morgen des nächsten Tages in Richtung Sukhothai. Kurz vor dieser historisch wertvollen Stadt, die übrigens ursprüngliche Hauptstadt des ersten Thai-Königreichs war, zelteten wir mal wieder gut versteckt hinter Büschen am Strassenrand. Gestärkt vom guten Schlaf pedalten wir frühmorgens des 5. Juni 2007 zum Eingangstor der Tempelanlagen des „Historical Parks Sukothais“. Um 7.19 Uhr waren wir dort und es sass auch schon eine Dame im Kassenhäuschen. Wir wollten uns ein Eintrittsbillet kaufen, doch die Frau verweigerte dies. Weshalb? „Eintrittstickets gäbe es erst ab 8.00 Uhr“, gab sie uns zu verstehen. Weshalb erst dann und wieso sie schon im Häuschen sass, wussten wir nicht, denn ihr englisch war zu schlecht um es uns zu erklären und mit unseren wenigen Worten thailändisch verstanden wir sie auch nicht. So blieb es beim gegenseitigen Anlächeln, als wir in die weit verstreute Tempelanlage hinein fuhren – anscheinend war es ja vor 8.00 Uhr gratis.
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Im schönsten Morgenlicht fuhren wir zu den Ruinen des grössten Wat (Tempel, in dem Mönche leben) und knipsten diese friedvolle Szenerie. Doch nach 15 Bildern stellte die Kamera ab. Die Kamera war voll und uns blieb nichts anderes übrig als ein Computer zu suchen, wo wir die Bilder der Kamera auf unsere Harddisk laden konnten. So verpassten wir das gute Morgenlicht und besuchten die anderen Überreste der verschiedenen Wats bei höherem Sonnenstand und grosser Hitze.
Nach zwei weiteren „thailändischen“ Übernachtungen einerseits unter dem Dach eines „Fahrradständers“ bei einer Bushaltstelle und andererseits bei einer Familie, erreichten wir erneut einen historischen Park mit alten Überresten von Wats aus vergangenen Zeiten. Es handelte sich um den historischen Park der Stadt Kamphaeng Phet, heute Provinzhauptort.
Als erstes wurden wir in die Kühle des angegliederten, klimatisierten Museums gelenkt. Wir waren wohl schon seit langem die einzigen Besucher, denn die Angestellten stürzten sich auf uns und zeigten uns jenes und dieses.
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Eine nigelnagelneue, multimediale Ausstellung und deren Betreuer hielt uns dann für mehrere Stunden in Bann. Dank der Ausstellung lernten wir viel über die alten Traditionen, staunten nicht schlecht über die Kunstfertigkeit in dieser Zeit und bekamen natürlich auch die ehemals sehr wichtige Rolle des Ortes Kamphaeng Phet im alten Sukhothai-Königreich mit. Schnell hatten wir anschliessend per Velo die eindrucksvollen Wat-Ruinen der ersten Zone angeguckt. Dann verzogen wir uns aus dem Park um in der neuen Stadt was zu essen, um daraufhin erneut in die alte Zeit einzutauchen, in einem der anderen Gebiete des historischen Parks.
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Kaum aus dem historischen Park heraus, befanden wir uns in einem Chaos von Ordnungshütern, Schülerinnen und Schülern, Autos, Bussen und Essensständen. Wo waren wir da gelandet? Auf der anderen Strassenseite sahen wir die Gebäude einer Schule und das Chaos nannte sich ganz einfach: „Schule ist aus!!!“
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Wir schafften es ins Stadtzentrum, von wo wir Naengnai anriefen. Sie ist die Frau des Elefantenmahouts vom Elefantencamp, in dem wir vor einigen Tagen waren. Wir trafen uns eine Viertelstunde später beim „7eleven“ und sie brachte uns in der soeben erwähnten Schule im Lehrerhaus unter. Bei Fred und Ricky, zwei Englischlehrern aus den Philippinen wohnten wir ganze drei Tage und genossen die Gesellschaft dieser beiden Filipinos. Unsere Gespräche drehten sich nicht selten um das Thema Schule, unterrichten, Schulsysteme und Lehrersein – tja, wo sich Lehrer treffen, wird halt des öfteren das Lieblingsthema angeschnitten ;-) Natürlich machten wir – Karin zuliebe – einen, nein, mehrere Schulbesuche. |
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Frühmorgens um 9 nahmen wir an der „assembly ceremony“ (Versammlungszeremonie) teil. Ehrfurchtsvoll standen die Schülerinnen und Schüler, klassenweise geordnet, auf dem Schulhof und sangen inbrünstig die Nationalhymmne, während die thailändische Flagge am Fahnenmast hochgezogen wurde. Anschliessend gab es allgemeine Informationen, die über ein plärrendes Megaphon verbreitet wurden. Bei der nachfolgenden Englischstunde waren wir natürlich das „highlight“. Die Schülerinnen und Schüler löcherten uns mit Fragen, die die Englischlehrerin von thailändisch ins englisch übersetzte. Wie bitte? Englischstunde und die Lehrerin übersetzt alles???? Ja, die zwei Jahre Englischunterricht trugen keine grossen Früchte. Kaum ein Schüler war fähig mehr als „where do you come from?“ zu formulieren. Alle anderen gestammelten Fragen gingen im Gelächter der Mitschüler unter. Schade eigentlich, aber anscheinend war englisch zu lernen ziemlich anspruchsvoll für die thailändischen Schüler.
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Natürlich blieb es nicht bei der einen Englischstunde. Wir wurden von Zimmer zu Zimmer gereicht, besuchten sogar den Kunstunterricht und durften das schuleigene Museum besichtigen, in dem Sem für die Münzensammlung einen schweizerischen Einfränkler spendete. Spannend war auch zu sehen, dass der Übergang von Schulzimmer zu Pausenhof sehr fliessend war. Da wurde eine Lektion im Schatten eines Baumes abgehalten, während nebenan im Musikraum, bei offener Türe, laute Schlaginstumententöne erklangen. Bei diesen klimatischen Verhältnissen absolut kein Problem. Eine Englischlehrerin hatte noch eine ganz tolle Idee: Sie rief spontan den lokalen Fernsehsender an und so sputeten wir los unsere Fahrräder zu bepacken, um vor der Linse der Kamera auf den Schulhof einzupedalen. Nach einem kurzen Shooting mit dem Direktor wurden wir beim Besuch einer Englischstunde gefilmt. Tags darauf kannte uns die halbe Stadt – „oh, das sind doch die zwei vom Fernsehen!!!“ Doch wir hatten auch noch andere Sorgen, als nur erkannt zu werden. Wir wälzten schwere Gedanken, ob wir für Rebekka’s Hochzeit im August in die Schweiz zurückkehren sollten oder nicht. Sem blieb eine halbe Nacht wach um + und – Listen zu erstellen und eine Idee jagte die andere. Da er eigentlich nicht in ein Flugzeug steigen wollte, ersann er sich Ideen, wie per Schiff in die Schweiz zurück zu kehren und per Zug via Russland, China, Vietnam, Kambodscha nach Thailand zurück zu kommen. Karin war da realistischer und war diesen „speziellen“ Ideen eher abgeneigt.
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Nichtsdestotrotz pedalten wir weiter. Leider rein in eine Pechsträhne. Immer wieder flickten wir einen platten Reifen und dies meist in grosser Hitze, im Regen oder gar in der Dunkelheit. Und als wir endlich wieder einmal mit luftgefüllten Reifen unterwegs waren und dies erst noch auf kleinen, verkehrsarmen Strassen, verfuhren wir uns sogleich jämmerlich. Dies bestärkte Sem mal wieder in der Idee, eine Hilfsorganisation für Strassenbeschilderungen in Südostasien zu gründen.
Doch trotz Pechsträhne erreichten wir am späten Abend des 16. Juni den historischen Ort Ayuthaya, der nach Sukhothai für lange Zeit Haupstadt des Königreichs Thailand war.
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Auch dort besichtigten wir am nächsten Tag viele Tempel-Ruinen einer längst vergangenen Zeit. Abends wollten wir noch schnell aus der Stadt heraus pedalen, um dies nicht im morgendlichen Stau tun zu müssen. Ausschau haltend nach einem für uns passenden Schlafort, landeten wir in einer Aussenbezirksnebenstrasse mit vielen roten Lichtern. Sem fuhr voraus und aus allen Richtungen winkten ihm knapp bekleidete Frauen entgegen. Kaum tauchte dann Karin auf, verstummte das Gewinke und Gelache….
…und so fanden wir in dieser Strasse nichts günstiges für ne’Nacht, für ein müdes Radlerpaar. – Also pedalten wir weiter, raus in die Dunkelheit, rauf auf die Autobahn, wo wir auf einer der ersten Raststätten unser Zelt aufschlugen.
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