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China   -   20. November 2006 - 22. Dezember 2006


Im Land, wo Bananen an den Baeumen wachsen

China, 17. Dezember bis 22. Dezember 2006

Strecke: Nanning – Wuxu – Dongmen – Banli – chinesisch/vietnamesische Grenze


Wir brauchten lange, bis alles wieder auf den Velos verstaut war wie sonst. Erst nach Mittag ordneten wir uns in den Strom von Velos, Elektrotoeffs und Toeffs ein, um aus der Stadt hinaus in Richtung Vietnam zu gelangen. Kaum aus der Stadt hinaus, verkauften Frauen am Strassenrand Erdbeeren. Erdbeeren im Dezember?

Ja, wir staunen nicht schlecht, erst recht, als wir zu einem grossen Erdbeerenfeld kommen, auf dem man selber Erdbeeren ablesen darf. Mmh, natuerlich kaufen wir ein Saecklein voll und geniessen es am Strassenrand.

Die Landschaft ist huegelig, an den Haengen hat es Wald und sonst Felder, auf denen gearbeitet wird. Ab und zu hat es ein Bauer mit einem Wasserbueffel, der eine Egge zieht. Die Strasse fuehrt hinauf und hinunter, durch Doerfer und auch mal durch den Wald. Die Baeume tragen ihr Laub und teils haben wir urwaldaehnliche Gefuehle. Viele Pflanzen sind am Bluehen, fast wie Fruehling im Dezember. Auf den Feldern waechst Zeugs, das wir vorerst nicht kennen. Es sieht aus wie Mais, aber ohne Kolben. Erst als wir Leute sehen, die an diesen Staengel nagen, daemmert es uns. Das muss Zuckerrohr sein. Die Zuckerrohrfelder mehren sich und wir sehen auf vielen Feldern, wie sie das Zuckerrohr ernten und damit Laster beladen. Beim Weiterfahren faellt Karin fast vom Fahrrad, als sie an einem Palmengewaechs Bananen haengen sieht. Sofort machen wir einen Stopp, fotografieren und staunen ab dem Wunder, dass wir im Land sind, wo Bananen an den Baeumen wachsen.

  Bananenbaum
 

Am Nachmittag des zweiten Pedalentages halten wir, als wir in einem Dorf am Strassenrand eine Hochzeit sehen. Sem, wunderfitzig wie immer, faehrt mitten durch die Leute um die Braut zu sehen. Da wird es lustig. Die Chinesen beginnen zu lachen und giggeln. Als Karin auch noch auftaucht und sogar den Fotoapparat heraus zieht, wird nur noch auf uns gezeigt und gelacht, ja einige kreischen schon fast. In riesigen Woks wird das Festessen gekocht – grosse Fleischbrocken in Bouillon. Als der Koch seinen Strohhut auf Karins Kopf setzt und Karin ihren Helm auf den Kopf des Koches legt, artet es schon fast aus. Schnell verschwinden wir, als sie uns dann aber Geld und anderes schenken wollen.

der Koch und Karin  

Nach einer Nacht im Zelt auf einem abgeernteten Zuckerrohrfeld, nimmt uns vier Tage vor Heiligabend ein junger Chinese mit sich nachhause. Bei einer Sagerei im Arbeiter-Holzhaus bekommen wir ein Bett zugewiesen. Wir kochen unser Essen und sitzen mit den Arbeitern am waermenden Feuer. Nachdem Sem seine Gitarre ausgepackt hat und einige Lieder gespielt hat, bringen sie schlussendlich eine Musikanlage mit Mikrofon. Da geht es ab – das Zauberwort heisst Karaoke. Der Abend wird laut und lang und erst spaet verstummen die Boxen der Musikanlage.

Das Pedalen hier in Suedostchina ist angenehm. Die Landschaft ist leicht huegelig, immer wieder wird man belohnt mit einer Abfahrt.


Das Wetter ist um diese Jahreszeit ideal, wir fahren im T-Shirt und die Luft riecht nach Fruehling. In jedem Dorf findet man ein oder mehrere Plaetze, wo man fuer wenig Geld essen kann. Und das Essen ist sehr vielfaeltig. Man isst kaum zweimal dasselbe, wenn man den Reis nicht beachtet.

Der Grenzuebergang nach Vietnam befindet sich beim Friendship Pass. Ein altes Tor steht oben auf der Passhoehe, durch das man hindurch zum chinesischen Zollgebaeude muss. Wir betreten das riesige, neue Zollgebaeude, das die Chinesen derzeit am bauen sind. Toll sieht es aus, nur an etwas haben sie nicht gedacht – der Weg zum Zoellner mit dem Ausreisestempel fuehrt ueber eine lange Treppe. Ein drei-Sterne-auf-der-Schulter-Typ befiehlt uns, die Velos oben an der Treppe stehen zu lassen, den Ausreisestempel unten an der Treppe zu holen, zurueck zu den Fahrraedern zu kommen und um das Zollgebaeude herum in Richtung Vietnam zu gehen. Na, das hatten wir noch nie. Mit dem Ausreisestempel im Pass noch im Land zu sein! Klappt aber prima und wir finden den Weg zum vietnamesischen Zollgebäude auch so.