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Kasachstan   -   15. Oktober 2006 - 20. November 2006


Die Abkürzung

Kasachstan; 30. Oktober bis 20. November 2006

Strecke: Almaty - Shilik - Borandasu - Tashqarasu - Zharkent - kasachisch/chinesische Grenze


Da sassen wir also am Tisch im kalten Restaurant. Gegessen hatten wir schon und nur das Essen bezahlen und dann das Zelt im Garten aufstellen, schien uns beim Nebel und der Kaelte draussen keine Alternative. Abwaschen in der Kueche? Da gab es ja nur unser Geschirr. Visacard funktionierte wohl nicht? Schweizer Franken? Dollars? Und wieder die Aufforderung: Tenge, Tenge,...? Wir laechelten leich gequaelt und fragten, ob sie die Chefin rufen koenne. Sie, mit sonnigem Gemuet, war es, die uns die Extraportion Kartoffelstock gekocht hatte. Wir begannen mit: Problem, Tenge - you know...? Sem zog das Portemonnaie hervor, oeffnete es und zog die 2450 Tenge hervor. Karin meinte: No more, finish, sorry. But we have dollars, swiss francs? Sem streckte ihr die Tenge entgegen, kramte noch ein paar Cents hervor. Sie gab ihm die Cents zurueck und meinte nur: Dollars, swiss francs, njet, njet! Charascho! Sleeping und deutete mit der Handbewegung, dass wir nun gehen sollten. Sie hatte wohl genug von uns. Die Angestellte Larissa brachte uns zum Zimmer und wir waren froh, ein Bett zu haben.

Am naechsten Morgen beschlossen wir, dass wir an diesem Tag definitiv nach Almaty fahren moechten. Im Rueckspiegel sahen wir das Hotel im Nebel verschwinden. Ach ja, darueber muessen wir euch noch erzaehlen. Seit Taschkent sind wir stolze Besitzer eines Rueckspiegels. Dies ist sehr empfehlenswert. Endlich muss man sich nicht mehr umdrehen um zu sehen, was hinter einem abgeht. Oft hupen die Autos ja und man weiss dann nie, ob sie hupen, weil sie so gross sind und so viel Platz auf der Strasse brauchen, oder ob sie hupen, weil sie uns gruessen wollen oder ob sie hupen, weil sie zu faul sind um um uns herum einen Bogen zu fahren... Nun genuegt ein Blick in den Rueckspiegel und du weisst, mit wem du es zu tun hast. Bei den Lastwagen gehst du ein bisschen mehr zur Seite, bei den normalen Autos beobachtest du, ob sie ausschwenken und bei den kleinen Autos, die meistens am lautestens Hupen (Minderwertigkeitskomplex...) denkst du einfach Idiot und faehrst dort weiter, wo du bist!

Wir erreichten die Stadtgrenze Almaty's gegen Abend und es dauerte noch einmal eineinhalb Stunden um in das Zentrum zu gelangen. Schnell gingen wir ins Internetkaffee, um zu lesen, was unser hospitality-club-host von Almaty uns mitteilte. Er hinterliess uns ein Mail mit seiner Natelnummer. Wir riefen ihn an und vereinbarten einen Treffpunkt. Kurz darauf sprach uns Anton beim TSUM an. Er wohnt in Alatau, 15 km vom Zentrum weg aufwaerts in Richtung Berge. Nein, wir waren zu muede um noch dorthin zu pedalen. Zum Glueck hat Anton einen Subaru Samurai und auf dem Dach ein Gepaecktraeger. Wir schnallten unsere Fahrraeder darauf und liessen uns nachhause fahren. Anton wohnt im Sueden Almaty's mit seinen Eltern, die im Moment nicht da waren. Sein Haus ist gross und sehr heimelig eingerichtet. Die Ausstattung mit Dusche, Waschmaschine, Heizung, Kueche etc. - und ein Bett fuer uns. Wir fuehlten uns sofort sehr wohl.

Am drauffolgenden Tag, am 1. November 2006, hatten wir was zu feiern. Genau ein halbes Jahr pedalten wir ja nun schon durch die Welt, um unzaehlige Erlebnisse reicher waren wir und hatten ueber 7000 km in den Beinen.


Panfilov Kathedrale

Das Fest stieg beim Supermarkt mit Joghurt (sehr teuer fuer hiesige Verhaeltnisse), cheescake (essen die Englaender - Quarkkuchen), Orangen-Exotikdrink, Haribo-Schleckzeugs und Cornflakes fuer's naechste Morgenessen. Wir haetten sogar ein Schweizer Kaesefondue (Tiger-Kaese) gefunden, aber die 14 Dollar investierten wir lieber nicht. Wir hatten ja auch gar kein Fondue-Caquelon.

Liebe Leserinnen und Leser, erinnert ihr euch noch an die Berichte aus Usbekistan. Auch Sem's Bauch erinnerte sich daran. Der Doktor sagte, es handle sich um Gardia lamblia, ein amoebenartiges Ding, das sich im Duenndarm einnistet und einem ziemlich lahm legen kann. Dies geschah nun hier in Almaty auch mit Sem. Er konnte nur noch herumliegen und fand manchmal nicht mal die Kraft eine Treppe hoch zu gehen. Durch den Durchfall, der durch Gardia lamblia verursacht wird, war Sem auch sehr dehydriert. Da hiess es also trinken, trinken, trinken. Ganze 14 Tage hielt uns dies in Almaty fest. Obwohl die Blut- und Stuhltests, die wir extra machen liessen, Sem fuer gesund erklaerten. Hier in Kasachstan wird nicht das getestet was man hat, sondern alles andere - mit dem Ausschlussverfahren. Wenn alles andere gut ist, dann ist es moeglich, dass man das andere hat. Daraus schlossen die Doktoren also, dass Sem moeglicherweise Gardia hat. Na super! Die Medis wollten und wollten nicht wirken. Und so warteten und warteten wir, obwohl draussen eigentlich gutes Radelwetter war. Sonne, Sonne, Sonne. Als dann das Wetter schlecht wurde und es sogar einmal in der Nacht schneite, waren wir immer noch in Almaty.

Am Sonntag fand im Haus ein Gottesdienst statt. Nach dem Gottesdienst fuhren wir mit unserem Gastgeber Anton, seinem Bruder Alex und dessen Frau Alicia in die Berge. Mit dem Auto ging es hinauf bis zu einem Sessellift und mit dem in den Schnee. Aber hier in Almaty geht man oben auf dem Berg nicht etwa spazieren, schlitteln oder etwas trinken, nein, man faehrt mit dem Sessellift hoch, bleibt einige Minuten oben und faehrt dann wieder hinunter. Es war sehr schoen in den Bergen. Almaty hat sich uebrigens fuer die olympischen Winterspiele 2014 beworben.

An einem Tag als sich Sem ein bisschen besser fuehlte, gingen wir ins Internetkaffee. In ein anderes als in das uns schon bekannte. Dies erwies sich als Fehler: Wie ueblich schlossen wir unsere Harddisk an. Da lief noch alles glatt, als wir dann aber die Harddisk abmelden wollten, funktionierte es nicht. So riefen wir einem Angestellten. Der wollte aber nicht das spezielle Programm runter fahren, um im Windows XP die Harddisk abzumelden. Immer wieder gab er uns zu verstehen, dass es nichts machen wuerde, wenn wir die Harddisk einfach ausziehen wuerden. Dies war uns aber ein zu grosses Risiko und wir wollten die Harddisk richtig abmelden. Die Stimmung spitzte sich zu. Wir wollten nicht gehen ohne korrekte Abmeldung, der Angestellte im weissen Hemd wollte und konnte anscheinend nicht helfen. Am Schluss lief er davon und kurz darauf kam ein riesengrosser Typ. Er meinte nur: "Go away, it's my computer". Da hatten sie doch tatsaechlich unseren Computer fuer ihn frei gegeben, damit wir weg gingen. Er fing sogar an, Sem zu schubsen. Um uns herum versammelten sich das halbe Internetkaffee um den "fight" zu sehen. Karin stand zwischen den Typ und Sem und sagte "Peace!". So wurde alles gut. Dem Typ wurde es zu langweilig, da er gar niemanden verhauen konnte und ging weg. Irgendwie ging es aber nun trotzdem, mindestens den Computer ganz hinunter zu fahren und so konnten wir die Harddisk ziemlich sicher entfernen. Das war ja ein fieser Trick, einen solchen "Kasten" zu holen und vor uns hin zu stellen! Aber Frieden und Gewaltlosigkeit hat gesiegt.

Anton unser Gastgeber und wir


Am Samstag darauf wurde Sergej's Geburtstag gefeiert. Es ist Anton's Freund und so wurde bei Anton gefeiert. Es gab Schaschlik, das die Zentralasiaten lieben. An langen Metallspiessen werden Fleischstuecke aufgespiesst. Das ganze wird ueber der heissen Glut gebraten und dann verspeist. Ein richtiger Zentrialasiat isst so drei bis fuenf Schaschliks. Karin brachte es nur auf einen und Sem nur auf ein bisschen Salat. ;-) Natuerlich gibt es auch Salat und Brot dazu, aber das sind effektiv nur Beilagen, die man in kleinen Mengen isst. Nach dem Essen wurde gesungen. - Karaoke! Das war ein Gaudi! Ob richtig oder falsch gesungen ist egal, hemmungslos und cool muss es sein. Von DJ Bobo ueber Elvis Presley bis zu uns unbekannten russischen Stars gab es an diesem Abend alles.

Bei 13 Grad Celsius und schoenem Herbstwetter fuhren wir am 14. November 2006 nach 14 Tagen ohne pedalen los in unser Winterraderlebnis in Richtung China. Sem ging es besser und wir danken an dieser Stelle ganz herzlich Anton, der uns solange aufgenommen hat, uns zum Doktor begleitete, mit uns auf Veloladensuche ging und uns bei anderem so sehr geholfen hat. Anton, we were very lucky, that we could stay in your home and we will keep you in mind - so, we are friends and linkedly in God.


Herrlich war es wieder auf dem Velo zu sitzen - und abwaerts ging es. Zuerst durchs Dorf Alatau, dann der AlFaraby-Strasse entlang, die Dostky Strasse hinunter zum Panfilov Park mit der suessigkeitenfarbigen Kathedrale. Wir fuhren an diesem Tag bis es eindunkelte und landeten bei einem Kaffee. Die zentralasiatischen Kaffees sind vergleichbar mit unseren Restaurants. Kaffee ist also nicht immer Kaffee. Hatten wir mal wieder Glueck. Es gab nicht nur ein Eisenfederbett fuer uns, nein, auch sehr gutes uigurisches Essen, Tee mit Milch und als kroenender Abschluss machte uns die Wirtin klar, dass wir um 21 Uhr in die Sauna duerfen.

Zwei Tage spaeter entdeckten wir auf unserer Karte eine Abkuerzung. Von der schoen rot eingezeichneten Strasse zweigte eine kleine weisse ab. Wir erkundigten uns, ob diese Strasse durchgehend asphaltiert sei. Die Taxifahrer bejahten dies und wir freuten uns auf wenig Verkehr und viel Landschaft. So fuhren wir also in Shilik auf die kleine Strasse in Richtung Borandasu - Tashqarasu. Es war toll - kaum ein Auto, viel Steppe und die Strasse war wunderbar flach und gut asphaltiert. So erreichten wir gegen Abend Borandasu. Das war ein regelrechtes Vorzeigedorf. Klein mit nur einer Strasse und rechts und links sauber heraus geputzte Haeuser mit einheitlichen Gartenzaeunen. Wir begannen herum zu fragen, wo wir in der Waerme uebernachten koennten. Und man glaubt es kaum, es gab hier sogar ein Gasthaus. Uns wurde ein suiten-aehnliches Zimmer gezeigt und fuer 80 Dollar angeboten. Wo waren wir nur gelandet? Wir befanden uns in einem Jagdzentrum, in dem sogar Panzerfahrzeuge bereit standen um mit der betuchten Kundschaft auf Jagd zu gehen. Nun, wir fragten nach einem Ort um eventuell das Zelt aufstellen zu koennen, da wir nicht vor hatten gerade heute ein 80-Dollar-Zimmer zu beziehen. Wie so oft geschah etwas unglaubliches: Wir wurden in den Esssaal gefuehrt und uns wurde ein edles Essen serviert - mit, neben dem Teller, je drei Bestecken!!! Waehrend dem Essen erfuhren wir, dass es noch ein anderes Zimmer gebe - gratis, genauso schoen wie die Suite, aber mit Maeusen, wie wir in der Nacht feststellten.

Am naechsten Morgen erhielten wir neue Infos. Die Strasse nach Tashqarasu sei nur noch einige Kilometer so schoen geteert, dann sei nur noch Kiesel und sie deuteten auf ihren Kiesplatz vor dem Haus. Fuer uns war es schnell klar, auf einem solchen Untergrund kommen auch wir vorwaerts und unser Motto ist sowieso: "Mir chehre nit um!" Drei Kilometer weiter waermten wir unsere Muskulatur mit einer Gymnastik- und Dehnsession auf. Bei 3 Grad Celsius Abfahrtstemperatur war dies nun taeglich angesagt. Einige Meter weiter verlor sich nun wirklich der Teer in Kiesel, Schotter, Steine, Hoegger und Loecher. Erst ging es noch ganz gut und dann wurde die Piste so arg, dass teils Schieben angesagt war, obwohl die Strecke eben verlief.


Einturnen am Morgen

Ganz fies war, wenn die Hoegger wellenartig und quer zu unserer Fahrtrichtung lagen, da hoppelten wir dann wie die Hasen durch die Gegend. Die Anstrengung lohnte sich aber. Die Landschaft war grossartig � Steppe soweit das Auge reicht, blauer Himmel, praechtige und absolute Ruhe; nur wir und die Natur! Und unsere vollbepackten Velos, mit den angehaengten Taschen, die schuettelten und ruettelten.


Ja, die Abkuerzung entpuppte sich als sehr langsam. Wir dachten schon daran in der Steppe, wo in dieser Jahreszeit die Temperaturen nachts locker unter 0 Grad Celsius sinken, zu campen. Als sich der Tag zur Nacht neigte, sahen wir links von der Strasse in einiger Entfernung Gebaeude stehen. Der Fuenfliber entschied, dass wir die Nacht dort verbrachten. Es gibt dort mitten im Nichts ein Sanatorium und ein Gasthaus, das gerade neu gebaut wird. Die vier Arbeiter nahmen uns sehr freundlich auf und fuehrten uns umher. Der Grund, dass dort im Juhee ein Gasthaus gebaut wird, ist das heisse Wasser, das tief unten in der Erde brodelt. So gab es nach den selbsgekochten Aelplermagronen fuer uns sogar noch ein heisses Bad in sehr gesundem Thermalwasser. Ja, dank diesem Thermalwasser hatten wir auch eine sehr warme Nacht. Die heizen naemlich alle Gebaeude gleich mit dem warmen Wasser aus dem Erdreich.

Und ab dem naechsten Morgen waren wir zu dritt unterwegs. Dies kam so: Sem, der Tierfreund, begruesste am Abend vorher natuerlich auch die Wachhunde. Als wir dann am Morgen losradelten, begleiteten uns drei Hunde - und einer davon wollte und wollte nicht umkehren. Zuerst dachten wir, dass er wahrscheinlich immer soweit von zuhause weggehe. Sogar ein Mann vom Sanatorium holte uns mit seinem Auto ein und wir zeigten ihm den Hund, er pfiff ihm, hatte aber keinen Platz fuer ihn im Auto. So dachten wir, dass er ihn spaeter holen komme. Als sich aber Cilo, so nannten wir ihn unterdessen, bei unserem Mittagshalt neben uns auf den Boden legte und Sem ihm Wasser zum Trinken gab, war der Fall klar. Nun haben wir einen Hund! Alle Hunde, die wir bisher in Kasachstan kennen gelernt hatten, trugen Autonamen - "Royce" wie Rolls Royce, "Alfa" wie Alfa Romeo und so weiter. Fuer unseren Hund schien uns natuerlich ein Autonamen unangebracht, jedoch ein Fahrradnamen sehr passend.

die Abkürzung


Cilo begleitete uns auf unserer Schotterruettelpiste, durch ausgetrocknete Flussbeete und ueber alle Huegel. Als wir nach 35 hart erkaempften Kilometern gegen Abend auf die grosse, geteerte Strasse stiessen, lief Cilo immer noch hinter uns her. Aber ein Hund, der wahrscheinlich noch nie mehr als ein Kiesweg gesehen hat, wusste nicht wie er sich auf einer verkehrsreicheren Strasse zu verhalten hat. So spazierte er mitten auf der Strasse und provozierte gefaehrliche Bremsmanoever der Autos und Lastwagen. Zum Glueck erreichten wir bald Tashqarasu. Beim Dorfladen erklaerten wir in Zeichensprache wie wir zu diesem Hund kamen und ob sie ihn nicht zurueck bringen koennten oder ob sie wenigstens den Leuten von der Sanatoriumsgaststaette telefonieren koennten. Dies war beides nicht moeglich.

Doch sie hatten eine andere Loesung. Ein junger Mann der einkaufte und unsere Geschichte mithoerte, dachte kurz nach und entschied sich Cilo mit sich nachhause zu nehmen. Anscheinend hatte er sich schon lange einen grossen, starken Hund gewuenscht. Sem bekam eine Schnur in die Hand gedrueckt mit der Aufforderung diese Cilo um den Hals zu binden. Da roch unser Hund die Lunte und lief weg. Erst als ihn Sem abermals rief, lockte der junge Mann den Hund zu sich nachhause indem er ihm Brotstuecke zuwarf. Kaum war Cilo in seinem Hof, schloss sich das Tor und Cilo gehoerte einem anderen. Uns blutete das Herz! Was haetten wir auch tun sollen, so kurz vor der chinesischen Grenze, mit einem Hund ohne Pass und Visum?

Einen Abend spaeter erreichten wir Zharkent, der letzte grosse Ort vor der kasachisch/chinesischen Grenze. Erst mussten wir einen Schweissapparat auftreiben, da am Fronttraeger von Sems Velo ein Rohr brach. Dies fiel uns am Morgen auf und wir schienten es mit einem Holzstock und starkem Klebeband. Der Bruch ist sicherlich auch ein Ergebnis unserer Abkuerzungsstrecke und Sems Vorderradtaschen sind halt wirklich sehr beladen. Trotzdem dass Sonntag Abend war, fanden wir in einem Hinterhof Hilfe. Das Ergebnis war mehr oder weniger zufriedenstellend. Der gute Mann braetelte mehr mit seiner Schweisserei, als dass er gute Verbindungen herstellte. Und Sem musste das ganze auch noch mit weisser Farbe anmalen, schwarz war nicht aufzutreiben. Die Aesthetik ist somit dahin.

Gleich nebenan fanden wir das Hotel Atlantik. Wir wollten uns zuerst ueber das Angebot informieren und kamen dabei als erstes in einen grossen Festsaal, in dem reichlich Essen aufgetischt war. Wir staunten und wurden sogleich entdeckt und herzlich begruesst. Wir erfuhren, dass abends um 20 Uhr eine Geburtstagsparty stieg und lernten auch gleich das Geburtstagskind kennen. Spontan wurden wir zum Fest eingeladen. Nach einer Tour durch den Ort, bei der wir noch alle anderen Unterkuenfte checkten, bezogen wir schlussendlich doch ein Zimmer im Hotel Atlantik. Natuerlich erst nach Bad und Dusche wagten wir uns ans Fest.

Es war ein lustiger Abend. Kasachische Geburtstagsfeste sind anders als unsere. Als erstes wurden wir an die reich gedeckte Tafel gefuehrt. Es gab da Salate, Broetchen, Fruechte, suesses und unbekanntes. An einem solchen Fest gratuliert jeder durchs Mikrofon dem Geburtstagskind. Auch wir mussten ans Mikrofon. Eine Frau uebersetzte unsere Wuensche auf kasachisch. Dann hiess es - "jetzt koennt ihr das Geschenk uebergeben." Alle schauten uns an - wir schauten uns gegenseitig an. Im Saal wurde es ruhig - da oeffnete Sem seine Guerteltasche und zog einen Sonderfuenfliber hervor, den er mal von einen Kunden als Trinkgeld bekommen hatte. Es wurde geklatscht und die Spannung war weg. Das war Rettung in letzter Sekunde. In einem spaeteren Teil des Festes wurde zu lauter Musik frei getanzt. Der ganze Saal war auf den Beinen und wir wurden mitten hinein gefuehrt. Nach einigen Schritten ueberreichte uns eine Dame je ein schoenes Tuch. Erst kamen wir gar nicht draus. Muessen wir es umbinden, weiter geben oder einfach behalten. Dann wurde uns erklaert, dass es eine Tradition sei, dass der der gut tanze ein Geschenk bekomme. Als Hoehepunkt des Festes gab es einen weiteren Gang - Pferdefleisch mit Teigwaren, ein traditionelles, kasachisches Essen. Noch waehrend dem Essen wurden Plastiksaecke verteilt und alle Gaeste begannen einzupacken, was noch auf den Tischen uebrig war. Ganze Fleischbrocken, Knochen und andere Koestlichkeiten verschwanden in den Saecken. Auch uns wurde verstaendlich gemacht, dass genau jetzt zugelangt werden muss. So fuellten wir unseren Plastiksack mit Fruechten, Guetzli und Suessigkeiten, von denen wir jetzt sogar noch welche haben. Das Fest war noch nicht ganz zu Ende. Irgendetwas schien noch zu fehlen, denn niemand ging nachhause. Da wurde aus dem Nebenzimmer erneut etwas gebracht. Es sah aus wie ein verhuellter Gugelhopf und pro Tisch wurden zwei dieser ominoesen Gugelhoepfe hingestellt. Nun ging es schnell. Die Gugelhoepfe wurden geoeffnet und entpuppten sich als grosse Platten auf denen es Suessigkeiten, Fruechte, Tuecher und anderes gutes und schoenes hatte. Das waren die Geschenke fuer die Gaeste und sie wurden sofort untereinander aufgeteilt. Einer das, die andere dies und der letzte packte noch die leere Platte ein. Aha, nun war Zeit nachhause zu gehen, denn direkt nach dem Einsacken der Geschenke, kam die endgueltige Aufbruchstimmung auf.

Der letzte Tag in Kasachstan begann mit einem letzten Einkauf auf einem zentralasiatischen Bazar. Da war uns aber schon wehmuetig ums Herz. Wir genossen nochmals das Gewusel, das Durcheinander, den Geruch von Somsastaenden und Schaschlikrauch. Und mit 6 Bananen, 2 Aepfeln und einem neuen Deo ging es ab in Richtung Grenze.